Lufthansa: Des einen Freud ist des anderen Leid…
Die Insolvenz bei Air Berlin (WKN: AB1000 / ISIN: GB00B128C026) hat in Bezug auf die Lufthansa-Aktie (WKN: 823212 / ISIN: DE0008232125) für neue Fantasien gesorgt, nachdem der Kursrallye zwischendurch ein wenig die Puste ausgegangen war. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob es der Kranich-Airline gelingt, die neue Gelegenheit zu nutzen.
Starke Passagierzahlen, niedrige Ölpreise und eine nach Plan laufende Konzernumstrukturierung. Dies sind einige Gründe, warum die Lufthansa-Aktie im bisherigen Jahresverlauf zu den besten DAX-Titeln gehört. Mitte Juli setzten einige Gewinnmitnahmen ein. Außerdem präsentierte sich das Gesamtmarktumfeld aufgrund des starken Euro und der Aussicht auf eine europäische Zinswende nicht gerade in allerbester Verfassung. Die Probleme bei Deutschlands Nummer zwei am Markt, Air Berlin, sorgten nun jedoch für neue Anlegerfantasien. Schließlich war es der Insolvenzantrag von Air Berlin, der der Lufthansa-Aktie weiteren Schub verlieh.
Am 15. August teilte Air Berlin mit, beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt zu haben. Dieser Schritt erfolgte, nachdem der langjährige Geldgeber Etihad den Geldhahn zugedreht hat. Von der Bundesregierung gab es einen 150 Mio. Euro schweren Brückenkredit, um den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten. Jetzt geht es noch darum, wer welche Anteile von Air Berlin übernehmen darf.
In einem „Handelsblatt“-Interview vom 21. August sagte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD), dass sie es begrüßen würde, wenn die Lufthansa größere Anteile von Air Berlin übernimmt. Aus wettbewerbs- und kartellrechtlichen Gründen könne jedoch nicht eine einzige Fluggesellschaft Air Berlin übernehmen. Unabhängig davon, wie die Verhandlungen letztlich zu Ende gehen, scheint die Lufthansa als ein Sieger hervorzugehen. Schon in den vergangenen Monaten konnten die Lufthansa-Töchter Eurowings und Austrian Airlines ihren Wachstumskurs dank der von Air Berlin geleasten Flugzeuge ankurbeln.
Dabei lief es auch zuvor bei der Kranich-Airline alles andere als schlecht. Laut Unternehmensangaben vom 2. August wurde zwischen Januar und Juni 2017 das beste Halbjahresergebnis in der Geschichte des Unternehmens erzielt. Das Adjusted EBIT wurde auf 1,04 Mrd. Euro verdoppelt. Dank des positiven Geschäftsverlaufs wurde die Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Nachdem der Konzern ursprünglich von einem leichten Rückgang des Ergebnisses ausgegangen war, wird für 2017 nun mit einem Adjusted EBIT über Vorjahr gerechnet.
Die zu erwartende Übernahme von Air-Berlin-Anteilen dürfte der Lufthansa einen Schub versetzen. Allerdings gilt es erst einmal, diese zu integrieren. Außerdem wird die Konkurrenz nicht von heute auf morgen verschwinden. Billigflieger wie easyJet oder Ryanair sowie die hochsubventionierten Golf-Carrier dürften der Lufthansa weiterhin zusetzen. Außerdem ist es nicht garantiert, dass die Ölpreise und damit die Treibstoffkosten für immer niedrig bleiben. Zudem hat sich die Lufthansa-Aktie zuletzt sehr gut entwickelt. Angesichts eines steilen Kursanstiegs stellt sich die Frage, wie viel Luft nach oben geblieben ist.
Spekulative Anleger, die steigende Kurse der Lufthansa-Aktie erwarten, könnten mit einem WAVE XXL-Call der Deutschen Bank (WKN: DM4KD4 / ISIN: DE000DM4KD45) auf ein solches Szenario setzen. Der Hebel dieses Open-End-Papiers liegt derzeit bei 4,14, die Knock-Out-Schwelle bei 16,70 Euro. Wer aber als spekulativer Anleger eher short-orientiert ist, könnte mit einem WAVE XXL-Put der Deutschen Bank (WKN: DM4ZJ5 / ISIN: DE000DM4ZJ59, aktueller Hebel 4,25; Knock-Out-Schwelle bei 24,60 Euro) auf fallende Kurse der Lufthansa-Aktie setzen.
Stand: 22.08.2017/ Ein Gastkommentar von Nicolai Tietze, Direktor db x-markets
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