Tesla: Zu ambitioniert?

Für das Schlussquartal 2016 meldete Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) erneut einen Verlust. Allerdings schien dies Anlegern nicht allzu viel auszumachen, da sich das Unternehmen laut eigener Darstellung gut in der Zeit befindet, um noch in diesem Jahr mit dem Model 3 den Angriff auf die ganz großen Automobilkonzerne zu starten. Es bleibt aber die Frage, ob sich der kalifornische Autobauer angesichts der vielen Projekte und des knappen Geldes am Ende verzettelt.

Gut, dass die jüngste Werbung fast umsonst war. In Deutschland passiert ein Unfall, bei dem ein Tesla-S-Fahrer durch ein mutiges Fahrmanöver einem anderen Autofahrer das Leben rettet. Dabei bremst der Tesla S das andere Fahrzeug so aus, dass es an dem Elektroauto aufsetzt und die beiden Autos gemeinsam zum Halten kommen. Konzernchef und Gründer Elon Musk nahm dieses Ereignis gleich zum Anlass, um sich am 15. Februar per Twitter bei dem mutigen Fahrer zu bedanken und anzukündigen, dass Tesla die Reparaturkosten am Tesla S übernimmt.

Während das Marketing mit Elon Musk und seinen Tweets auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ein Erfolgsfaktor ist, muss der kalifornische Elektrowagenbauer in anderen Bereichen noch sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. Nachdem Tesla im dritten Quartal 2016 nach sehr langer Zeit mit 22 Mio. US-Dollar wieder einmal einen Nettogewinn einstreichen konnte, stand zwischen Oktober und Dezember ein erneuter Verlust zu Buche. Laut Unternehmensangaben vom 23. Februar lag das Minus bei 121,3 Mio. US-Dollar. Wenigstens konnte das Unternehmen darauf verweisen, dass der Verlust im Vorjahreszeitraum mit 320,4 Mio. US-Dollar deutlich höher lag.

Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass Tesla noch eine Weile sehr viel Geld verbrennen dürfte. Zwar sieht der Konzern keinen neuen Kapitalbedarf in Bezug auf die Markteinführung des massenmarkttauglichen Model 3, allerdings könnten der mögliche Bau weiterer „Gigafactorys“ zur Befriedigung der hohen Nachfrage oder Projekte wie SolarCity und selbstfahrende Autos eine Kapitalerhöhung notwendig machen. Zumal der Zeitpunkt günstig erscheint, nachdem die Tesla Aktie Ende 2016 und zu Beginn des neuen Jahres eine steile Kursrallye hingelegt hat. Zweifler könnten wiederum mit dem Argument besänftigt werden, dass die Zukunft laut Unternehmensdarstellung Tesla gehören soll.

Das Unternehmen will im Sommer mit der Produktion des Model 3 beginnen. Die Serienreife wird für September angepeilt. Damit bleibt es auch bei dem Ziel, bis 2018 rund 500.000 Autos zu produzieren und diese Zahl bis 2020 auf eine Million Fahrzeuge zu steigern. Das ist jedoch nicht alles. Schließlich will Tesla grünen Strom selbst produzieren und Kunden für ihr Zuhause passende Batterien zur Speicherung des Stroms verkaufen. Ganz zu schweigen von Technologien für das selbstfahrende Auto. Allerdings gibt das Unternehmen ähnliche Ziele seit vielen Jahren aus. Nur bleibt der Anteil von Elektroautos am gesamten Automarkt verschwindend gering, während Tesla selbst in der Vergangenheit einige Male durch Enttäuschungen wie einen verspäteten Verkaufsbeginn neuer Modelle und viele Verlustquartale aufgefallen ist. Es wird spannend zu sehen, wie lange Investoren Elon Musk das Vertrauen schenken werden.

Spekulative Anleger, die steigende Kurse der Tesla-Aktie erwarten, könnten mit einem klassischen Optionsschein Call der Deutschen Bank (WKN: DM1QVY / ISIN: DE000DM1QVY0, Laufzeit bis zum 19.12.2018) auf ein solches Szenario setzen. Der Hebel dieses Optionsscheins liegt derzeit bei 7,79. Wer aber als spekulativer Anleger eher short-orientiert ist, könnte mit einem klassischen Optionsschein Put der Deutschen Bank (WKN: DM1P9K / ISIN: DE000DM1P9K5, aktueller Hebel 7,28; Laufzeit bis zum 13.06.2018) auf fallende Kurse der Tesla-Aktie setzen.

Stand: 28.02.2017/ Ein Gastkommentar von Nicolai Tietze, Direktor db x-markets

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Bildquelle: Pressefoto Tesla