Sind bei Continental die jüngsten Anlegersorgen übertrieben?
Continental (WKN: 543900 / ISIN: DE0005439004) fiel mit einer Prognosesenkung negativ auf. Allerdings könnten die kurzfristig zum Ausdruck gebrachten Anlegersorgen in Bezug auf den Reifenhersteller und Automobilzulieferer übertrieben ausgefallen sein.
Seine Geschäftsergebnisse für das dritte Quartal 2016 wird Continental am 10. November präsentieren. Allerdings hatte das DAX-Unternehmen bereits am 17. Oktober eine überraschende Ankündigung parat. Continental musste seine Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2016 senken. Marktteilnehmer zeigten sich vor allem deshalb überrascht und enttäuscht, da Continental zuletzt eher mit Erfolgsmeldungen aufgefallen war. Es führten jedoch einige Umstände zur Senkung der Gewinnprognose, die Continental nicht selbst in der Hand hatte.
Beispielsweise wurden die Folgen dreier Erdbeben in Japan für die Prognosesenkung verantwortlich gemacht. Hinzu kamen höhere Forschungsausgaben sowie potenzielle Aufwendungen für Gewährleistungen und anhängige Kartellverfahren. Diese Belastungen sollen das berichtete und bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) des Geschäftsjahres der Automotive Group um etwa 480 Mio. Euro drücken. Daher rechnet Continental für die Automotive-Sparte im Gesamtjahr 2016 nur noch mit einer bereinigen EBIT-Marge von über 6,5 Prozent, nachdem bis zuletzt ein Wert von 8,5 Prozent in Aussicht gestellt worden war. Auf Konzernebene wird die bereinigte EBIT-Marge im laufenden Jahr bei über 10,5 Prozent gesehen (bisher über 11 Prozent). Dagegen wurden die Prognosen auf der Umsatzseite sowohl im Bereich Automotive als auch auf Konzernebene bestätigt. Während die Automotive-Umsätze währungsbereinigt bei rund 25 Mrd. Euro gesehen werden, sollen die gesamten Erlöse vor Währungskurseinflüssen bei rund 41 Mrd. Euro liegen.
Die Prognosesenkung zeigt, wie wichtig es für Continental war, sein Geschäft außerhalb der Automobilindustrie zu stärken und damit auf eine breitere Basis zu stellen. Am 15. Oktober hatte das Unternehmen den Kauf der Hornschuch-Gruppe bekannt gegeben. Hornschuch ist ein führender Hersteller für Design-, Funktions-, Schaum- und Kompaktfolien sowie Kunstleder im Industriegeschäft (Möbel- und Bauindustrie) und in der Automobilbranche. Im Geschäftsjahr 2015 erzielte die Gruppe mit mehr als 1.800 Mitarbeitern an vier Produktionsstandorten in Deutschland sowie den USA einen Umsatz von 410 Mio. Euro. Hornschuch soll in die zu Continental gehörende Benecke-Kaliko-Gruppe integriert werden.
Trotzdem dürfte Continental weiterhin stark auf die Automobilindustrie setzen. Zumal das Unternehmen als Zulieferer von den Umwälzungen in der Branche in großem Maße profitieren könnte. Die Vernetzung des Automobils, höhere Umwelt- und Sicherheitsanforderungen sowie Trends wie die Elektromobilität oder selbstfahrende Autos bieten auch den Zulieferern genügend Möglichkeiten. Schließlich können die Automobilhersteller diese Megatrends nicht vollständig in Eigenregie entwickeln.
Spekulative Anleger, die steigende Kurse der Continental-Aktie erwarten, könnten mit einem Wave XXL-Call der Deutschen Bank (WKN: DL1PRJ / ISIN: DE000DL1PRJ2) auf ein solches Szenario setzen. Der Hebel dieses Open-End-Papiers liegt derzeit bei 3,83, die Knock-Out-Schwelle bei 135,50 Euro. Wer aber als spekulativer Anleger eher short-orientiert ist, könnte mit einem Wave XXL-Put der Deutschen Bank (WKN: XM96AT / ISIN: DE000XM96AT0, aktueller Hebel 3,37; Knock-Out-Schwelle bei 214,25 Euro) auf fallende Kurse der Continental-Aktie setzen.
Stand: 20.10.2016/ Ein Gastkommentar von Nicolai Tietze, Direktor db x-markets
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Bildquelle: Pressefoto Continental