Im Fokus Daimler: Keine ausgelassene Freude

Mercedes-Benz hat die Weltmarktspitze im Premiumsegment der Autobranche weiterhin klar im Blick. Allerdings scheint sich der Mutterkonzern Daimler (WKN 710000) darüber derzeit angesichts der verschiedenen Nebengeräusche nicht so recht freuen zu können.

Weil sich weltweite Schlüsselmärkte für Lkw anhaltend rückläufig entwickeln, hat Daimler Trucks am 19. Mai den Ausblick für das laufende Jahr gesenkt. Die Schwaben gehen für 2016 nun von einem deutlichen Rückgang des EBIT aus dem laufenden Geschäft im Vorjahresvergleich aus. Auch beim Absatz wird mit einem deutlichen Rückgang gerechnet. Das DAX-Unternehmen hatte zuletzt vor allem in den USA mit Entlassungen auf die schwächelnde Nachfrage reagiert. Allerdings bleibt die Prognose für den gesamten Konzern unverändert. Demnach soll das EBIT aus dem laufenden Geschäft gegenüber 2015 leicht gesteigert werden. Schließlich läuft es derzeit im Pkw-Geschäft wesentlich besser als im Bereich der Nutzfahrzeuge.

Die Pkw-Marke Mercedes-Benz konnte zuletzt dank deutlicher Absatzzuwächse sogar einige Prestigeerfolge feiern. Seit vielen Jahren trauern die Schwaben ihrer verlorenen Weltmarktführerschaft im Bereich der Premiumfahrzeuge hinterher. Kein Wunder, dass ein Unternehmensziel die Rückkehr auf den Weltmarktthron ist. Im Monat Mai und im bisherigen Jahresverlauf konnte man den großen bayerischen Konkurrenten BMW in dieser Hinsicht ausstechen.

Laut Unternehmensangaben vom 6. Juni wurden im Mai 170.625 Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz verkauft, ein Plus von 12,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Seit Jahresbeginn konnten 818.175 Fahrzeuge mit dem Stern an Kunden übergeben werden (+12,3 Prozent), so viele wie nie zuvor in den ersten fünf Monaten eines Jahres. BMW zog mit seinen jüngsten Absatzzahlen am 10. Juni nach. Zwischen Januar und Mai wurden 797.457 Autos der Kernmarke BMW abgesetzt und damit 5,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Monat Mai hatte BMW ebenfalls das Nachsehen. Das Absatzplus lag bei 5,6 Prozent auf 168.129. Lediglich, wenn die Absatzzahlen der Marken MINI bei BMW und smart im Fall von Mercedes-Benz addiert werden, kann BMW die Nase vorne behalten.

Mercedes-Benz konnte zuletzt vor allem in China und in Europa überzeugende Absatzzuwächse verbuchen. Damit wurden gleichzeitig die Sorgen beiseite gewischt, dass sich der wichtige chinesische Automarkt abkühlen könnte. Gegen eine solche Abkühlung sprechen auch die jüngsten Daten des Branchenverbandes PCA. Am 8. Juni teilte die Pekinger Behörde mit, dass die Zahl der verkauften Autos in China im Mai um 11,4 Prozent auf 1,76 Millionen Stück gestiegen sei und sich das Wachstum damit beschleunigt hätte.

Angesicht der Absatzerfolge bei Mercedes-Benz, könnte die schwache Kursperformance der Daimler-Aktie für ein wenig Verwunderung sorgen. Allerdings kann sich Daimler der insgesamt verschlechterten Stimmung in der Autobranche nicht entziehen. Neben den Konjunktursorgen und den damit verbundenen Ängsten vor einer Abkühlung des chinesischen Automarktes ist es unter anderem der anhaltende „Abgas-Skandal“ bei Volkswagen, der für Unsicherheiten sorgt. Zumal es selbst gegen Daimler in den USA Vorwürfe in Richtung möglicher Abgasmanipulationen gibt.

Spekulative Anleger, die steigende Kurse der Daimler-Aktie erwarten, könnten mit einem Wave XXL-Call der Deutschen Bank (WKN DL1ZNH) auf ein solches Szenario setzen. Der Hebel dieses Open-End-Papiers liegt derzeit bei 3,55; die Knock-Out-Schwelle bei 42,95 Euro. Wer aber als spekulativer Anleger eher short-orientiert ist, könnte mit einem Wave XXL-Put der Deutschen Bank (WKN DL0D7X, aktueller Hebel 3,31; Knock-Out-Schwelle bei 70,05 Euro) auf fallende Kurse der Daimler-Aktie setzen.

Stand: 16.06.2016/ Ein Gastkommentar von Nicolai Tietze, Direktor db x-markets

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Bildquelle: Pressefoto Daimler