Im Fokus Nordex: Der nächste Schritt
Mithilfe einer Übernahme wagt der Hamburger Windturbinenhersteller Nordex (WKN A0D655) den nächsten Schritt. Das TecDAX-Unternehmen will endlich ein „richtiger“ Global Player sein.
Am 4. April hatte Nordex verkündet, endlich die kartellrechtliche Freigabe für die Übernahme von Acciona Windpower (AWP) aus Spanien erhalten zu haben. Obwohl das Unternehmen bereits zuvor einen beeindruckenden Wachstumskurs hinlegen konnte, bedeutet der Zusammenschluss ein ganz neues Kapitel. Laut Nordex-Chef Lars Bondo Krogsgaard würde man jetzt damit beginnen, das Unternehmen zu einem wahrhaft globalen Akteur der Windbranche aufzubauen. Einige Jahre zuvor wäre Nordex bei dem Versuch, zum Global Player aufzusteigen und den Offshore-Bereich auszubauen, beinahe komplett gescheitert. Allerdings konnte relativ schnell der Turnaround bewerkstelligt und die Rückkehr in die Gewinnzone gefeiert werden.
Unter dem neuen gemeinsamen Dach kommen Nordex und AWP auf eine installierte Kapazität von mehr als 18 GW in über 25 Märkten. 2015 erzielte die Gruppe einen Umsatz von rund 3,4 Mrd. Euro. Dieser soll in 2016 noch einmal ansteigen. Angesichts des guten Jahresauftakts scheint man auf gutem Wege zu sein, dies bewerkstelligen zu können. Zwischen Januar und März lagen die Umsatzerlöse laut Konzernangaben vom 10. Mai bei 637,0 Mio. Euro und damit um 28,3 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. In diesen Zahlen ist AWP jedoch noch nicht berücksichtigt. Am 23. Mai folgte die Bekanntgabe genauerer Ergebniskennzahlen. Das EBITDA wurde um 57 Prozent auf 59,1 Mio. Euro gesteigert, so dass die EBITDA-Marge um 1,7 Prozentpunkte auf 9,3 Prozent kletterte. Die EBIT-Marge betrug 7,1 Prozent, nach 5,0 Prozent im Vorjahr, während der Konzerngewinn sogar um über 72 Prozent auf 25,5 Mio. Euro stieg.
Angesichts der guten Entwicklung der Geschäftsergebnisse fragen sich Investoren mittlerweile, ob Nordex bald das erste Mal in der nun schon mehr als 30-jährigen Unternehmensgeschichte eine Dividende zahlen wird. Es wäre der nächste Schritt in einer zuletzt sehr erfolgreichen Anlegergeschichte. Dieser Erfolg drückte sich unter anderem in der sehr guten Kursperformance der Nordex-Aktie in den vergangenen Jahren aus. Zuletzt geriet die langfristige Kursrallye jedoch etwas ins Stocken. Zwar konnte sich das TecDAX-Papier kurzfristig von den zu Jahresbeginn erlittenen Kursverlusten erholen. Allerdings kamen jüngst die allgemeinen Börsenturbulenzen und die Sorgen der Anleger vor einem so genannten „Brexit“ als zusätzlicher Belastungsfaktor hinzu.
Neben der AWP-Übernahme und den allgemeinen Marktgegebenheiten müssen Nordex-Anleger derzeit vor allem die EEG-Reform der Bundesregierung im Auge behalten. Zwar erzielt das Unternehmen den größten Teil seiner Umsätze außerhalb des deutschen Heimatmarktes. Die Reform der Ökostrom-Förderung dürfte trotzdem einen großen Einfluss auf die Geschäftsergebnisse haben. Dabei könnte sich kurzfristig ein stark positiver Effekt ergeben. Kunden könnten versucht sein, jetzt noch schnell Windräder zu den alten Bedingungen aufzustellen.
Spekulative Anleger, die steigende Kurse der Nordex-Aktie erwarten, könnten mit einem Wave XXL-Call der Deutschen Bank (WKN DL25VS) auf ein solches Szenario setzen. Der Hebel dieses Open-End-Papiers liegt derzeit bei 2,48; die Knock-Out-Schwelle bei 16,60 Euro. Wer aber als spekulativer Anleger eher short-orientiert ist, könnte mit einem Wave XXL-Put der Deutschen Bank (WKN DL4452, aktueller Hebel 3,44; Knock-Out-Schwelle bei 28,80 Euro) auf fallende Kurse der Nordex-Aktie setzen.
Stand: 15.06.2016/ Ein Gastkommentar von Nicolai Tietze, Direktor db x-markets
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Bildquelle: Pressefoto Nordex