DAX: Richtungsentscheidung steht an
Für den DAX (WKN 846900) steht derzeit der Kampf um die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten im Fokus. Aufgrund der anhaltenden Marktunsicherheiten gelingt dem Barometer kein nachhaltiger Verbleib im Bereich der fünfstelligen Notierungen. Bald dürften jedoch einige wichtige Anlegerfragen beantwortet werden, so dass auch eine Richtungsentscheidung für den DAX fallen sollte.
Dabei geht es vor allem um die weitere Geldpolitik der US-Notenbank Fed und die am 23. Juni stattfindende Abstimmung in Großbritannien über den Verbleib in der EU. Sollten sich die Briten tatsächlich für einen so genannten „Brexit“ entscheiden, dürften die weltweiten Aktienmärkte in einer ersten Reaktion in Mitleidenschaft gezogen werden. In den ersten Tagen nach der Entscheidung könnten auch im DAX deutliche Kursverluste die Folge sein. Schließlich hört man an vielen Stellen, wie schädlich ein solcher „Brexit“ für die Wirtschaft wäre. Am 12. Mai hatte zum Beispiel die Bank of England vor einer möglichen Rezession und steigender Arbeitslosigkeit als „Brexit“-Folgen gewarnt. Ein Verbleib der Briten in der EU könnte wiederum für große Erleichterung sorgen und den DAX sowie andere wichtige Indizes aus ihrer jüngsten Lethargie befreien.
Weil die „Brexit“-Abstimmung für die weltweiten Aktienmärkte einen großen Unsicherheitsfaktor darstellt, ist davon auszugehen, dass die Fed bei ihrer nur wenige Tage vor der Abstimmung stattfindenden Juni-Sitzung keine Leitzinserhöhungen beschließen dürfte. Eine anhaltend lockere Geldpolitik der Fed hat wiederum das Potenzial, den Aktienmärkten und damit natürlich auch dem DAX neuen Schwung zu verleihen. Neben den Unsicherheiten rund um die bevorstehende „Brexit“-Abstimmung haben die US-Währungshüter nun sogar weitere Gründe, Zinserhöhungen zu verschieben. Laut Angaben des Arbeitsministeriums vom 6. Mai wurden im April in der US-Privatwirtschaft mit 160.000 Stellen überraschend wenige neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Arbeitslosenquote verharrte auf ihrem Vormonatsniveau von 5,0 Prozent. Eine schwächer werdende Erholung am US-Arbeitsmarkt könnte die Fed in ihrer Entscheidung bestärken, vorerst auf Zinserhöhungen zu verzichten. Während die Fed an ihrer lockeren Geldpolitik weiterhin festhalten dürfte, hat die EZB diese ihrerseits sogar noch weiter gelockert und damit hierzulande bei Börsianern Kursfantasien geweckt.
Auch im Fall der EZB sieht es nicht nach einer baldigen Straffung der Geldpolitik aus, obwohl die wirtschaftliche Erholung zuletzt in Schwung gekommen ist. Laut Eurostat-Angaben vom 13. Mai wuchs das BIP in der Eurozone im ersten Quartal 2016 gegenüber dem Vorquartal um 0,5 Prozent. Trotz des ordentlichen Wachstums dürfte dies jedoch nicht ausreichen, um Zinserhöhungen zu riskieren. Zumal die Inflation in der Eurozone weiterhin nicht anspringen will. Damit könnten die traditionell exportstarken DAX-Unternehmen gleich doppelt profitieren. Neben einer anhaltend lockeren Geldpolitik der EZB und damit einer relativ schwachen europäischen Gemeinschaftswährung, könnte ihnen die Erholung der heimischen Wirtschaft zugutekommen.
Spekulative Anleger, die steigende DAX-Kurse erwarten, könnten mit einem Wave XXL-Call der Deutschen Bank (WKN DL1KRY) auf ein solches Szenario setzen. Der Hebel dieses Open-End-Papiers liegt derzeit bei 3,39, die Knock-Out-Schwelle bei 7.110 Indexpunkten. Wer aber als spekulativer Anleger eher short-orientiert ist, könnte mit einem Wave XXL-Put der Deutschen Bank (WKN XM43HN, aktueller Hebel 3,17; Knock-Out-Schwelle bei 12.740 Zählern) auf fallende DAX-Notierungen setzen.
Stand: 17.05.2016/ Ein Gastkommentar von Nicolai Tietze, Direktor db x-markets
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