Börsenrückblick: Bei der Lufthansa sind die Bullen los – und nicht nur da

Die Berichtssaison läuft derzeit in den USA und hierzulande auf Hochtouren. Nennenswerte Überraschungen auf der negativen Seite sind ausgeblieben, so dass die gute Laune weiter anhält. Daher verwundert es nicht, dass das Thema Jahresendrallye in immer mehr Kommentaren fällt. Es dürfte also nicht mehr lange dauern, bis die Stimmung bei allen Marktteilnehmern so gut ist, dass es mit der Rallye losgehen kann. Besonders eindrucksvoll kann man die gute Laune am Profi-Börsentrend der DAB Bank ablesen. Seit dem Start der monatlichen Befragung im Jahr 2011 waren die unabhängigen Vermögensverwalter noch nie so positiv gestimmt wie aktuell. Der Indexwert steigt von 21,8 Punkten im Vormonat auf den Rekordwert von 57,0 Punkten: 68 Prozent der Befragten erwarten im November steigende Börsenkurse, während nur 8 Prozent von fallenden und 23 Prozent von gleich bleibenden Märkten ausgehen. Ebenfalls wichtig: Für 54 Prozent der Vermögensverwalter sind deutsche Aktien derzeit unterbewertet. Weitere 46 Prozent halten sie für fair bewertet und niemand für überbewertet. Mit diesen Zahlen im Rücken ist eine Jahresendrallye also wohl wirklich nur eine Frage der Zeit. Da sind selbst Störfeuer wie die Dividendenstreichung bei der Deutschen Bank (WKN 514000) kein Bremsschuh, der lange anhält. Erst recht, wenn es mehr solcher positiver Überraschungen gibt, wie seitens der Lufthansa (WKN 823212). Die Airline verbuchte dank niedriger Treibstoffpreise und eines starken Sommergeschäfts ein überraschend gutes drittes Quartal und hebt die Gewinnprognose an. Der Aktie tat diese Nachricht genauso gut, wie dem Gesamtmarkt.

Deutschland

Jetzt ist es also amtlich. Nachdem die Deutsche Bank (WKN 514000) einen möglichen Dividendenausfall für 2015 ins Spiel gebracht hatte, wird es nun für 2015 und auch für 2016 keine Ausschüttung an die Anteilseigner geben. Stattdessen wird Co-Chef John Cryan die kommenden Jahre nutzen, um beim Branchenführer am deutschen Bankenmarkt rigoros aufzuräumen. Unsere Einschätzung dazu hier.
Potash hat nun doch nachgegeben und die Übernahme des Kasseler Salz- und Düngemittelhersteller K+S (WKN KSAG88) abgeblasen. Zu groß war wohl der Widerstand aus Deutschland. Allerdings dürfte man auch angesichts einer Markteintrübung am Kalimarkt kalte Füße bekommen haben. Mehr dazu hier.
Der Industriegase-Hersteller Linde (WKN 648300) hatte es auch im dritten Quartal mit einem schwierigen Marktumfeld zu tun. Die niedrigen Ölpreise und die Zurückhaltung der Kunden aus der Öl- und Glasindustrie setzten der Anlagenbau-Sparte ordentlich zu. Allerdings konnte das DAX-Unternehmen diese Schwäche mithilfe günstiger Wechselkurse und Erfolgen in der Helathcare-Sparte wettmachen. Unsere Einschätzung dazu hier.
Der Chemiekonzern BASF (WKN BASF11) hat schwache Zahlen geliefert. Nicht nur das. Das Ergebnis ging deutlich zurück. Der operative Gewinn (EBIT) vor Sondereinflüssen fiel von Juli bis September um 10 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro und konnte zudem die Analysenerwartungen ebenfalls nicht erfüllen. Was bedeutet dies nun für die Aktie?Zunächst hatte die Deutsche Post (WKN 555200) mit dem Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Verdi zu kämpfen. Jetzt musste das DAX-Unternehmen eine Umstellung der IT in der DHL-Frachtsparte rückgängig machen, was so richtig ins Geld geht und eine Senkung der EBIT-Prognose erfordert. Trotzdem muss man sich langfristig um den ehemaligen Staatsmonopolisten keine Sorgen machen. Mehr dazu hier.

International

Angesichts des Hypes rund um die Präsentation der neuesten iPhone-Generation stand die Bilanzvorlage von Apple (WKN 865985) ganz besonders im Blick. Anleger zeigten sich vor allem über die wachsende iPhone-Bedeutung begeistert und besorgt zugleich.
Das Warten auf die viel zitierte Trendwende bei Twitter (WKN A1W6XZ) muss wohl weitergehen. Die jüngsten Quartalszahlen lassen es nicht zu, bei dem beliebten Kurznachrichtendienst als Anleger allzu optimistisch zu sein. Auch wenn die Analystenprognosen übertroffen wurden. Unsere Einschätzung dazu hier.
Obwohl die US-Kaffeehauskette Starbucks (WKN 884437) für das vierte Geschäftsquartal und das Fiskaljahr 2014/15 (Ende September) Rekordzahlen präsentieren konnte, zeigten sich Anleger angesichts eines wenig berauschenden Ausblicks auf das Weihnachtsgeschäft nicht gerade begeistert. Mehr dazu hier.
Das Tamtam um den Börsengang von Paypal (WKN A14R7U) haben wir noch alle in guter Erinnerung. Jetzt mussten die Jungs das erste Mal Bilanz ziehen – und enttäuschten. Dennoch gibt es gute Gründe, bei der Aktie cool zu bleiben. Mehr dazu hier.
Es waren einige unter den hohen Erwartungen liegende Quartalsberichte und ganz besonders die chinesischen Wachstumssorgen, die die Alibaba-Aktie (WKN A117ME) zwischendurch belastet hatten. Doch manchmal reicht eine beeindruckende Zahlenvorlage aus, um Investoren wieder optimistisch zu stimmen. Das scheint dem chinesischen Online-Händler jetzt gelungen zu sein. Unsere Einschätzung dazu hier.
Dem Schweizer Pharmakonzern Novartis (WKN 904278) machten im dritten Quartal der starke US-Dollar, die Schwäche in der Augenheil-Sparte und einige Sondereffekte zu schaffen. Vor allem auf der Umsatzseite blieben die Basler unter den Markterwartungen, während sich wenigstens die bereinigten Ergebnisse sehen lassen konnten. Mehr dazu hier.

Wochenvorschau: Unternehmenstermine

In Sachen Quartalszahlen nimmt die neue Berichtssaison Fahrt auf. In der kommenden Woche stehen u.a. die Zahlen von AIG, Church & Dwight, Commerzbank, Ecolab, Fitbit, Loews, Visa (Montag); BMW, Dürr, FUCHS PETROLUB, Hugo Boss, Mosaic, Pfeiffer Vacuum, Sprint, Tesla, Vonovia, Zynga (Dienstag); 21st Century Fox, 3D Systems, Axel Springer, Becton Dickinson, Beiersdorf, Braas Monier, Evonik, Facebook, Hannover Rück, Henry Schein, MetLife, Michael Kors, Norma, RATIONAL, Stratasys (Mittwoch); adidas, AstraZeneca, BayWa, Brenntag, Deutsche Telekom, Deutz, Drägerwerk, Fielmann, Fraport, Freenet, HeidelbergCement, KION, Klöckner, Kraft Heinz, LANXESS, Münchener Rück, Polo Ralph Lauren, Walt Disney, Xing (Donnerstag); Allianz, ArcelorMittal, PUMA, Rhön-Klinikum (Freitag).

Wochenvorschau: Konjunkturdaten

Montag
09:55 DE Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe (Oktober)
10:00 EU Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe (Oktober)
16:00 US ISM-Index verarb. Gewerbe (Oktober)
16:00 US Bauausgaben (September)

Dienstag
16:00 US Auftragseingang Industrie (September)

Mittwoch
09:55 DE Einkaufsmanagerindex Dienste (Oktober)
10:00 EU Einkaufsmanagerindex Dienste (Oktober)
10:00 EU Einkaufsmanagerindex Gesamt (Oktober)
14:15 US ADP-Arbeitsmarktreport (Oktober)
14:30 US Handelsbilanz (September)
16:00 US ISM-Index Dienstleistungen (Oktober)

Donnerstag
08:00 DE Auftragseingang Industrie (September)
11:00 EU Einzelhandelsumsatz (September)
14:30 US Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (Vorwoche)
14:30 US Produktivität (Q3)

Freitag
08:00 DE Nettoproduktion (August)
14:30 US Arbeitsmarktdaten (Oktober)
21:00 US Verbraucherkredite (September)

Bildquelle: meineprivatenfinanzen.de