Friede, Freude, Notenbank.
Schwach ist wunderbar. Anfang Oktober rasselte der amerikanische Arbeitsmarkt um eine weite Spanne an den Erwartungen vorbei. Gut so (wie es scheint), denn damit fiel der Startschuss einer globalen Rallye an den Aktienmärkten.
Monatelang hat uns die Notenbank eingebleut, dass die Zinsen in diesem Jahr steigen sollten. An den Rentenmärkten liefen die Zinsspannen folglich auseinander. Die Aktien und Währungen der Schwellenländer tauchten ab, und einhergehend damit auch die Wall Street. Doch Janet Yellen, das Phantom der New York Stock Exchange, entpuppt sich nun als Taube.
Die Unsicherheit in China und den Emerging Markets stellt eine Gefahr für die Wirtschaft dar, hat Yellen bei der letzten Tagung entschieden. Super Mario schliesst sich der Meinung an. Auch die EZB überlegt im Dezember mehr Stimulus zu verabreichen. Chinas Zentralbank senkt vor dem Wochenende wiederum die Zinsen – und Japans Zentralbank tagt am 30. Oktober. Mit der dortigen Wirtschaft in einer Rezession, bleibt auch dort Stimulus das Wort der Stunde.
Kurzum: Das Risiko einer Zinswende in den USA hat nachgelassen. Gleichzeitig drehen andere Zentralbanken den Geldhahn weiter auf. Bleibt noch die Berichtssaison an der Wall Street. 3M, Caterpillar und Dow Chemical zeigen mit dem Finger auf den US-Dollar. Der soll daran Schuld sein, dass es ach so mies um die Umsätze spielt. Der Markt glaubt’s und wird seelig, denn solch Währungsschwankungen sind ganz sicher nicht von Dauer.
Außerdem stellt sich Mal wieder heraus, dass die Analysten die Erwartungen zu tief geschraubt haben. Tatsächlich sind die Gewinne der Unternehmen nur halb so schlecht wie befürchtet. Amazon, Google und Microsoft erinnern zudem auch daran, dass es unter vielen Leichen zwar wenige, aber dafür grosse Stars gibt. Google, Amazon und Microsoft – was soll ich sagen – melden nicht nur gute, sondern gigantische Ergebnisse. Von Pleiten, Pech und Pannen keine Spur.
Nach der tiefen Depression im August und September, folgt nun die Euphorie. Der S&P 500 Index hat den Widerstand bei 2040 durchbrochen. Gratulation, kann man da nur sagen. Doch bevor wir nun vor lauter Party versehentlich besoffen aus dem Fenster fallen, dieser Hinweis: Wir sind im S&P500 nun so weit vom 50-Tagedurchschnitt entfernt, wie schon seit letzten Dezember nicht mehr. Alles oder nichts, sollte somit nicht das Motto der fortgeschrittenen Stunde sein. Die Karten stehen gut, aber an Gewinnmitnahmen ist auch noch niemand gestorben.
Am Rande bemerkt: Nächste Woche funke ich nicht auf Facebook, sondern tauche in Orlando gemeinsam mit Dagobert Duck im Geldspeicher ab. Disney World, here we come!
Ein Beitrag von Markus Koch.
Er ist das Gesicht der Wall Street. 1996 berichtete Markus Koch erstmals fürs Fernsehen von der New Yorker Aktienbörse. Seitdem steigt seine Bekanntheit und Beliebtheit stetig. Sein Themenspektrum umfasst weit mehr als nur die Wall Street und Börse. Auch die übergeordneten Themen aus internationaler Wirtschaft und Politik bezieht er in seine Beiträge ein. Bei Markus Koch Members erleben Sie die Welt der Börse und Finanzen mit Markus Koch. Erfahren Sie, was die Märkte bewegt, wo die Hintergründe liegen und wie Sie davon profitieren können.
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Bildquelle: Markus Koch / Dirk Eusterbrock