Börsenrückblick: Bullen liegen bei Commerzbank und Deutsche Bank auf der Lauer
Vergangenen Freitag sah die Börsenwelt überraschend klar aus. Nach den US-Arbeitsmarktdaten für August hatten viele Anleger eine baldige Zinswende in den USA als sicher erachtet. Eine Handelswoche später ist diese Zuversicht wieder verschwunden. DAX, Dow Jones und viele andere Indizes legten wieder den Rückwärtsgang ein. Die Notwendigkeit einer Zinswende wird von vielen Beobachtern längst nicht mehr als so notwendig erachtet, wie dies in den letzten Monaten seitens der Fed kommuniziert worden war. Der US-Arbeitsmarkt kommt nicht so in Fahrt, wie dies die niedrige Arbeitslosenquote auf den ersten Blick Glauben machen will. Zwar wurde dieser Wert als Kriterium seitens der Fed genannt, aber letztlich sollte bei solch einer Betrachtung auch stets die Gesamtheit der Menschen ohne Job betrachtet und nicht nur die offiziell erfassten. Daneben kommt die Inflation nicht in Gang, da die Ölpreise seit Monaten nur einen Weg kennen: Nach unten. Die Auswirkungen günstiger Energie auf die Konjunktur sind bisher noch gering, aber das könnte sich ja noch ändern. Während die Autoindustrie derzeit ein großer Gewinner dieser Lage, drückt die Fracking-Industrie auf die Stimmung. Hierzulande läuft die Konjunktur ganz gut. Doch im Verborgenen schwelt noch immer die Griechenland-Krise. Die Neuwahlen dürften dabei endlich wieder etwas Ruhe in den Markt bringen.
In diesem Umfeld leiden besonders die Bankwerte. Sowohl die Deutsche Bank (WKN 514000) als auch die Commerzbank (WKN CBK100) haben sich zuletzt nur mühsam von den Jahrestiefs verabschiedet. Während die Deutsche Bank zumindest mit dem Wechsel in der zuletzt von Anlegerseite wenig geliebten Führungsriege punkten kann, richtet sich der Blick bei der Commerzbank auf die Kapitalseite sowie den Fakt, dass dort die in der Branche grassierenden Rechtsrisiken relativ gering ausfallen.
Aus Deutschland
An den Finanzmärkten waren die Konjunkturschwächen in einigen Schwellenländern zuletzt ein wichtiges Gesprächsthema. Der Nivea-Hersteller Beiersdorf (WKN 520000) zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt und setzte seinen Erfolgskurs fort. Mehr dazu hier.
Was haben Investoren zuletzt nicht auf die Autowerte eingeprügelt, weil der lange Zeit boomende chinesische Markt Schwächen zeigt. Auch die weltweite Nummer eins im Premiumsegment BMW (WKN 519000) wurde nicht verschont. Doch jetzt wollen’s die Bayern allen zeigen. Unsere Einschätzung dazu hier.
So umfangreich, wie sich das E.ON (WKN ENAG99) gedacht hatte, wird der Befreiungsschlag beim Energieversorger durch die geplante Abspaltung dann doch nicht werden. Dank des politischen Drucks, den Rückbau alter Atomkraftwerke finanziell sicherzustellen, bleibt das Kernenergiegeschäft im Konzern und wird nicht wie die Bereiche Kohle und Gas auf Uniper übertragen. Immerhin konnten die Düsseldorfer verkünden, dass die Aufspaltung sonst nach Plan verläuft. Mehr dazu hier.
Lange Zeit war es rund um die geplante Übernahme des Kasseler Salz- und Düngemittelherstellers K+S (WKN KSAG88) durch Potash (WKN 878149) ruhig geworden. Schließlich waren die Positionen der Kanadier und des K+S-Managements festgefahren, und so wurde deutlich, dass es wohl nichts mit einer freundlichen Übernahme wird. Jetzt aber reihen sich immer mehr Meldungen aneinander, die ein feindliches Angebot signalisieren.
Internationales
Smartphones sind Statussymbole, und ganz besonders iPhones. Doch warum sollte man viel Geld für ein Nachfolgemodell ausgeben, um es Freunden vorzeigen zu können, obwohl sich die Geräte äußerlich kaum unterscheiden? Apple (WKN 865985) sagt: Es kommt auf die inneren Werte an. Und so werden wieder scharenweise Apple-Fans ihre älteren iPhones, aber auch die der Reihen 6 und 6 Plus durch das neue iPhone 6S oder das größere 6S Plus ersetzen. Unsere Einschätzung dazu hier.
Lange Zeit war es in Mode mithilfe von Goldminenwerten wie dem kanadischen Marktführer Barrick Gold (WKN 870450) zu versuchen, überproportional von steigenden Goldpreisen zu profitieren. Doch seit Jahren läuft es gerade andersherum. So sind noch größere Verluste angesagt, als wenn man direkt auf das Edelmetall setzt. Selbst die verschiedenen Marktturbulenzen rund um China oder Griechenland konnten die Goldpreise nicht beflügeln, und Minenwerte schon gar nicht. Mehr dazu hier.
Die Beteiligung am chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba (WKN A117ME) war so ziemlich das Letzte, woran Anleger beim einstigen Internetpionier Yahoo (WKN 900103) noch ihre Freude hatten. Doch selbst das scheint nicht mehr so recht der Fall zu sein, und das nicht nur, weil der Alibaba-Aktienkurs zuletzt in den Keller gegangen ist. Mehr dazu hier.
Niedrige Ölpreise und die damit zusammenhängende Investitionszurückhaltung bei den Öl- und Gasunternehmen sowie die chinesischen Wachstumssorgen haben den Schweizer Siemens-Konkurrenten ABB (WKN 919730) dazu gebracht, die mittelfristigen Wachstumsziele zu senken. Allerdings wird das am Markt als nicht ganz so tragisch angesehen. Unsere Einschätzung dazu hier.
Wochenvorschau: Unternehmenstermine
Die Berichtssaison nähert sich ihrem Ende entgegen. In der kommenden Woche stehen u.a. die Zahlen von Deutsche Beteiligungs AG (Montag); FedEx, Oracle (Mittwoch); Adobe Systems, Manchester United, Rite Aid (Donnerstag).
Wochenvorschau: Konjunkturdaten
Montag
11:00 EU Industrieproduktion (Juli)
Dienstag
11:00 EU Handelsbilanz (Juli)
11:00 DE ZEW-Konjunkturerwartungen (September)
11:00 EU ZEW-Konjunkturerwartungen (September)
14:30 US Einzelhandelsumsatz (August)
14:30 US Empire-State-Manufacturing Index (September)
15:15 US Industrieproduktion (August)
16:00 US Lagerbestände (Juli)
Mittwoch
11:00 EU Verbraucherpreise (August)
14:30 US Verbraucherpreise (August)
16:00 US NAHB Wohnungsmarktindex (September)
Donnerstag
10:00 EU EZB Wirtschaftsbericht
14:30 US Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (Vorwoche)
14:30 US Leistungsbilanz (Q2)
14:30 US Baubeginne (August)
14:30 US Baugenehmigungen (August)
16:00 US Philly-Fed-Index (September)
20:00 US Fed Zinsentscheid
Freitag
10:00 EU Leistungsbilanzsaldo (Juli)
16:00 US Frühindikatoren (August)
Bildquelle: meineprivatenfinanzen.de